Symmetrie und Parallelität in Gottfried Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe"
Summary
Wohl kaum ein anderer Schriftsteller wie Gottfried Keller hat eine solche poetische Ausgestaltung der Bildlichkeit. Sein einstiger Wunsch Maler zu werden und seine Vorliebe für die Welt der Kunst und der Bilder färben sich auf seine Erzählkunst ab. Aus einer Bildbeschreibung wird ein kunstvolles Sprachbild. Dem sensiblen Augenmenschen Keller blieben die Türen der Kunstwelt verschlossen, dafür öffneten sich die Tore der Beschreibungskunst und der poetischen Malerei in Sprache – und mit ihnen eindrückliche Sprachbilder. Mit dem Satz „Resignation ist keine schöne Gegend.“2 verabschiedet sich Keller von der Malerei. Gerade das Misslingen in der Malerei und Kunst bewegte Keller zur Bewältigung des Scheiterns durch das Erlernen des Schreibens in Bildern. Walter Benjamin, der sich intensiv mit Keller auseinandergesetzt hat, formuliert treffend die Aussage: „Was Kellers Bücher ganz und gar erfüllt, das ist die Sinnenlust nicht so des Schauens als des Beschreibens. Das Beschreiben nämlich ist Sinnenlust, weil in ihm der Gegenstand den Blick des Schauenden zurückgibt, und in jeder guten Beschreibung die Lust, mit der zwei Blicke, die sich suchen, aufeinander treffen, eingefangen ist.“