“So kann ich heute über nichts mehr schreiben […] nicht auf diese Weise” Überlegungen zu Elfriede Jelineks dramatologischer Entwicklung anhand ihrer Nora-Stücke
Summary
Diese Arbeit geht der folgenden Frage nach: Wie zeigt sich Elfriede Jelineks dramatologische Entwicklung in den Stücken "Was geschah,
nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften" (1977) und "Nach Nora" (2013)? Um diese Frage
beantworten zu können, bedient sich die Arbeit der Methode des Vergleichs. Die Arbeit besteht aus zwei Teilen. Jeder Teil besteht aus
einer Einführung in den jeweiligen Text und einer Analyse anhand vier der sechs aristotelischen Elemente, die für das Drama im Allgemeinen
charakteristisch sind. Diese sind Mythos, Charaktere, Ethe und Dianoia. Melopoiia und Opsis werden nicht behandelt, da ich mich auf eine
Textanalyse beschränke. Aufgrund des Umfangs können die vier Elemente nicht erschöpfend behandelt werden. Die Arbeit versteht sich
als Anregung für weitere Forschung. Nach der Analyse unter Rücksicht der vier Elemente komme ich zu der Schlussfolgerung, dass sich die
Entwicklung Jelineks vor allem als eine Radikalisierung bezeichnen lässt. In "Was geschah" kann man noch eine konventionelle Handlung
entdecken, in "Nach Nora" wird diese aber von einer „Sprachfläche“ ersetzt. Gibt es in "Was geschah" noch ein Figureninventar, ist diese in
"Nach Nora" verschwunden. In Bezug auf die Sprache könnte man sagen, dass die Montagetechnik, der Jelinek sich bedient, weiter entwickelt ist. In "Was geschah" wird genannt wer zitiert wird, in "Nach Nora" ist das unklar und muss der Leser selber auf der Suche gehen. Der didaktische Effekt bewegt sich von Mythendestruktion zur Mythendekonstruktion. Es gibt also eine deutliche Zäsur zwischen den beiden Dramen. Die Herkunft von "Nach Nora ist aber noch gut von "Was geschah" abzuleiten. Aus der Vogelperspektive könnte man metaphorisch sagen, dass die Texte Elfriede Jelineks von einer ziemlich klar strukturierten Landschaft in eine gebirgige, grillenhafte Landschaft umgewandelt sind.
Diese Arbeit ist ein Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung
über die dramatologische Entwicklung Elfriede Jelineks.