Heinrich Heine und die Musik.
Summary
Warum ist Heine in Deutschland und in internationalem Bereich so oft vertont worden? Warum und in welchem kulturellen Umfeld sind seine Texte entstanden? Was war seine eigene, spezifische Motivation sie so zu gestalten? Was in der Einleitung als Fragestellungen formuliert worden sind, habe ich versucht in dieser Arbeit zu beantworten und man könnte sagen, dass die glückliche Ehe zwischen der Person Heine - mit seinen spezifischen kulturellen und persönlichen Hintergründen - mit der nach Schlichtheit und Ernst neigenden deutschen Kultur in der Romantik eine fruchtbare Ehe war, deren 'Kinder' von einem breiten Publikum umarmt worden sind. Konkrete Beispiele sind dann u.a. Schumanns Dichterliebe und Schuberts Schwanengesang und die vielen anderen Werke, die in dieser Arbeit erwähnt worden sind.
Heines Texte hatten international eine große Vertonungstradition. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass seine Texte oft übersetzt worden sind. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass er (notgedrungen) als Kosmopolit lebte und in Paris als deutscher Jude viele internationale Bekanntschaften machte. Als Kritiker seiner romantischen Zeitgenossen, wies er aber typische (deutsche) romantische Ausdrucksformen wie zum Beispiel „Volkslied“, „Märchen“ nicht ab. Er hat sie als Bestandteil seiner Aussagekraft, ob kritisch gemeint oder nicht, in seinen Texten intergriert. Eine andere Erklärung für die große Vertonungstradition Heines Texte ist die Kombination der Schlichtheit und Aussagekraft der lyrischen Texte Heines, die viel Raum für die Komponisten lassen, ihre eigene musikalische Geschichte zu gestalten. Dies gilt dann hauptsächlich für seine Gedichte aus Buch der Lieder und für die Komponisten aus der romantischen Epoche. Seine eigene Liedauffassung stimmt aber nicht mit der Gestaltung der erfolgreichen Heinevertonungen überein. Heine wies einige sogar ab.
Heine und die Musik ist leider noch ein relativ unerforschtes Gebiet. Es gibt nur eine große strukturelle Dokumentation der Heinevertonungen (Günter Metzner: Heine in der Musik. Bibliographie der Heine-Vertonungen. 12 Bde. Schneider, Tutzing 1989–1994). Die zahlreichen Heinevertonungen sind auf jeden Fall mindestens gleichrangig mit anderen Rezeptionsarten seines Werkes anzusehen, wie Lektüre des Werkes, in Form von Briefen, Tagebüchern und Memoiren, Reaktionen der Zensur, Ehrungen und Denkmälern, Ausstellungen und die Literaturkritik. Ebenso sind literarische Zitate und Parodien, Heine-»Romane«, -Biografien, Monografien, Buchillustrationen und andere Formen künstlerischer Reflexion in Malerei, Grafik und bildender Kunst sowie Übersetzungen auf derselben Stufe wie die Vertonungen zu betrachten. Zum Schluss könnte man noch sagen , dass Heine gerade wegen der Vertonungen großer Tonmeister immer noch aktuell bleibt, während vielleicht der literarische Inhalt schneller veraltet.