"In tiefverschneiten Bergen": Eine ökokritische Analyse der Grenzerfahrungen in Marion Poschmanns "Nimbus"
Summary
Marion Poschmann positioniert ihren Gedichtband „Nimbus“ innerhalb einer globalen Klimakrise, einer ökologischen Störung, von der jede Naturbetrachtung und -wahrnehmung durchdrungen ist. Angesichts dieser Störung bewegt Poschmanns lyrisches Ich sich in einem Zwischenraum, auf der Grenze zwischen dem Inneren und dem Äußeren, der Nähe und der Ferne, dem Bekannten und dem Unbekannten. Das Naturbild in „Nimbus“ ist somit Produkt einer Grenzerfahrung des lyrischen Ichs, das sich entlang und über diesen Grenzen bewegt.
Diese Arbeit hinterfragt die Rolle der Grenzerfahrung in der Gestaltung des Naturbildes und was das ökokritische Potenzial dieser Gestaltung ist. Die Gedichte „Wolkenportale“ und „Lakenfahrt“ wurden dabei sowohl an ökokritischen Theorien und Studien zu Poschmann als auch den poetologischen Texten Poschmanns zu Grenzerfahrungen überprüft. Die Analyse hat aufgewiesen, dass das lyrische Ich von einer Lähmung und einer Entfernung zum Umfeld überwältigt ist, die letztendlich eine imaginäre Grenzüberschreitung auslöst. Poschmanns Poesie treibt das Subjekt über der Grenze der Realität in einem Raum der Imagination, in der sich die Polarität zwischen Subjekt und Objekt auflösen und in dem der Mensch und die Natur schlussendlich aneinanderrücken. „Nimbus“ konstituiert damit eine neue Sprache der Naturbetrachtung, die die Klimaproblematik aufgreift und Hoffnung für eine grundlegend andere Auffassung des Ichs und dessen Beziehung zur Außenwelt bietet.